Was ist »gutes Wohnen?« So unterschiedlich die Vorstellungen unserer Mieter davon sind, so kreativ sind diese in der Umsetzung ihrer Ideen. In der Serie »Ortstermin« nehmen wir Einblick, diesmal bei einer Mieterin aus dem Hofäckerweg.
Petra Ecker liebt es, ihrer Wohnung immer wieder neue Akzente zu verpassen. Eine Farbe steht dabei besonders im Mittelpunkt: Grün. Ihre Lieblingsfarbe. Bevor sich die Augen aber an Details aus ihrer Hand verfangen, werden die Blicke angezogen vom Fenster ihres Wohnzimmers, das einen schier atemberaubenden Ausblick bietet, bei entsprechendem Wetter sogar bis zu den Alpen. Das Blau des Himmels, die Bilder aus vorbeiziehenden Wolken, den Wechsel des Lichts -dies weiß die Mieterin so zu schätzen wie sie die Inszenierungen von beiläufigen Dingen liebt, von Gläsern, Kissen, kleinen Skulpturen und natürlich Pflanzen.
Den Sommer über verwandelt sich der Balkon in eine lebendige Oase, in der hohe Ziergräser und Blumen für Behaglichkeit sorgen. Jetzt, im Frühling, gibt ein Zimmerpflänzchen auf dem Sims den Vorboten, mit weißer Blüte und dunklem Blattwerk perfekt abgestimmt aufs Ambiente des Raums.
Das gut proportionierte, grafisch betonte Mobiliar ist gehalten in leicht gebrochenen Weißtönen. Im Spiel mit den weißen Wänden und dem eicherndunklen Boden wirkt der überlegt möblierte Raum größer als er tatsächlich ist. Wie kurz danach festzustellen, durchzieht dies als gestalterische Linie die gesamte Wohnung.
Aber wir waren beim Grün. Ist der Besuch erst einmal darauf aufmerksam geworden, stechen immer weitere Accessoires hervor in dieser Farbe, bis sich schließlich beim Rundgang durch de 3 Zimmer-Wohnung ein Suchspiel daraus entwickelt Im Bad sind es die Badematten, 1n der Küche die Vorhänge, im Kinderzimmer die Boxen für die Utensilien und die Ordner. Im Schlafzimmer erscheint das Grün wie in anderen Räumen einmal mehr auf den Wänden in Gestalt akzentuierender Farbfelder. Dass es im Bad ferner ein Bistrotischchen (nicht grün!) gibt, lässt auf einen gewissen Hang zu Ironie schließen.
Sehr wichtig ist es für Petra Ecker, dass sie noch Platz für ihre Nähmaschine gefunden hat. Denn das Dekorieren und das Nähen und Sticken gehen bei ihr Hand in Hand. (Man wende sich dem Türschild zu! Beachte Kissen, Tischdecken und Vorhänge unter diesem Aspekt!)
Sucht sie Entspannung, muss sie nur um ein paar Ecken gehen. Dann steht sie in einem Wäldchen. „Man ist hier umgeben von Grün." Den Umzug von der Weststadt nach Böfingen hat die Angestellte in einer Ulmer Medizintechnik-Firma nie bereut, im Gegenteil: Sie habe Böfingen im Nu so richtig schätzen gelernt, die fußläufigen Einkaufsmöglichkeiten, die gute ÖPNV-Anbindung, die Ruhe.
Erste Kontakte im Haus waren spätestens mit dem Einzug hergestellt. Die Arbeitsplatte für die Küche passte partout nicht durchs Treppenhaus. Ein erfahrener Mieter half mit Stricken aus. Über den Balkon erreichte das wichtige Stück schließlich doch noch seinen Bestimmungsort. Ein letzter Schluck noch aus dem Wasserglas. Es ist natürlich: grün.
